Das Entfernen der Etiketten aus der Stadt lief wirklich wie am
Schnürchen! Eine Woche hatten wir uns Zeit genommen, um Hannover
wieder zu "entfärben". Dank der Folie, auf die die Etiketten geklebt
worden waren, ging es wirklich zügig voran. Wider Erwarten kamen sogar
schon früh am Morgen einige Schwarmkünstler, um mitzuhelfen. Nachmit-
tags waren es dann sogar richtig viele Schwärmer, die es sich nicht
nehmen lassen wollten, die schöne bunte Stadt wieder in eine triste
graue Stadt zu verwandeln. Na ja, ganz so weit wollen wir nun doch
nicht gehen! Es liegt ja auch an den Menschen, ob eine Stadt bunt ist
oder nicht; und wir hoffen, dass die fröhlichen Farben von Strich-Code
so manchem ein bleibendes Lächeln ins Gesicht gezaubert und für viele
weitere kreative Ideen bei den Menschen gesorgt haben!
Ein hartes Stück Arbeit war aber am Ende das Etikettenentfernen von
der Straßenbahn. "Das ist die Hölle!" war der übereinstimmende
Kommentar der Schwarmkünstler, die zum Glück wieder unglaublich
zahlreich erschienen waren. Nicht auszudenken, wenn keiner zum Helfen
gekommen wäre. Dann hätten wir wirklich ein großes Problem gehabt.
Und so endete Strich-Code, wie es in der Vorbereitungsphase mit den
Mühen des Fundraising, dem Schock über die Absage eines potentiellen
Sponsors, den Überstunden für neue Anträge usw. angefangen hat,
nämlich äußerst kräftezehrend! Allen Helfern wünschen wir gute
Erholung von diesem letzten Kraftakt!
Jetzt ist es Zeit, ein riesiges Dankeschön loszuwerden. Danke an Franz
Betz, Ulrike Enders, Dagmar Schmidt, Thalia, Dassy und die vielen
Schwarmkünstler.
Danke an alle, die mit ihrem Enthusiasmus, ihrem Interesse, ihren
finanziellen und persönlichen Möglichkeiten und ihrer Zeit Strich-Code
so groß haben werden lassen! Wir sind glücklich, dass aus diesem
kleinen Ideen-Samenkorn, das diese gewagte und mutige Idee beinhaltete
und mit einem durchdachten Konzept keimte, letztlich eine so große
interessante Rank-Pflanze wachsen konnte. Es war unglaublich
interessant zu beobachten, in welche Richtungen die Ranken sich
bewegten, welche Diskussionen angestoßen wurden und wer von dieser
Strich-Code-Pflanze am Ende fasziniert und beeindruckt war.
Wir sind stolz, sagen zu können, dass die Umsetzung des Konzepts
Strich-Code gelungen ist. Der Räumetausch Museum/Tabledancebar, also
Künstler/Sexarbeiterinnen, entwickelte sich wie im Konzept erwogen und
entworfen.
Die Künstler, die kunstschaffend im Hands Off arbeiteten, wurden auch
mit der harten Wirklichkeit des Sexgeschäfts konfrontiert und bekamen
tatsächlich auch Anfragen der "besonderen Art". Die Sexarbeiterinnen
im Museum hingegen wurden im wahrsten Sinne des Wortes auf einen
Sockel gestellt und erfuhren eine so nicht gewohnte Wertschätzung.
Die Schwarmkunst verband durch die Etikettennabelschnur beide Räume,
brachte die Menschen zum Nach- und Hinterfragen und lockte sowohl ins
Museum als auch in die Tabledancebar.
„Arbeite, und du kannst der Belohnung nicht entgehen. Ob die
Arbeit fein ist oder derb, ob du Korn pflanzt oder Romane schreibst,
wenn es nur ehrliche Arbeit ist, die die eigene Billigung findet, wird
sie sowohl die Gefühle belohnen wie den Verstand. Ganz gleich, wie oft
du besiegt wirst, du bist zum Sieg geboren. Die Belohnung für eine gut
gemachte Arbeit ist, sie gemacht zu haben."
Ralph Waldo Emerson (1803-82), amerik. Philosoph
u. Dichter
Diesem schönen Zitat von Emerson möchten wir noch hinzufügen, dass wir
uns wünschen, dass Strich-Code dazu beitragen konnte, dass die
Belohnung für die Arbeit von Künstlern und Sexarbeiterinnen jetzt auch
noch darin besteht, von der Gesellschaft mehr Anerkennung in Form von
Wertschätzung jeglicher Art zu erhalten.
Wenn Strich-Code in den Köpfen der Menschen etwas bewegen konnte, wenn
Kunst und Sexarbeit jetzt anders wahrgenommen werden, dann haben wir
etwas erreicht.
Atelier Dreieick, Oktober 2012
Ganz am Ende möchten wir uns nochmal persönlich bei Kerstin bedanken.
Ohne ihre Energie, ihr Durchhaltevermögen, ihre Fähigkeit,
Menschen zu motivieren, ihr diplomatisches Geschick, ihren Mut und
nicht zuletzt ihre immer wieder tollen Ideen in Krisenmomenten wäre
Strich-Code nicht möglich gewesen.
Wir freuen uns schon auf die kommenden Projekte mit Dir, Kerstin!
Susanne Lindau und Petra Lindrum
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